Manchmal heißen sie einfach nur Büro- oder Agenturhund und manchmal schmücken sie sich auf Unternehmens-Homepages sogar mit echten Titeln. Pausenbeauftragter, Inkassomitarbeiter, Securitymanager oder ganz charmant Vielfraß. Und das ist nur eine kleine Auswahl kreativer Jobbezeichnungen, die sie bekommen haben. Ein Hund im Büro – nur ein hipper Trend oder was steckt dahinter?
„We are a dog company.“
Wenn sogar Google seinen Mitarbeitern offiziell erlaubt, ihre Vierbeiner mit auf die Arbeit zu bringen und gar eine echte „Dog Policy“ hat, dann muss das doch gut sein, oder? Viele positive Auswirkungen von Hunden auf Menschen sind bereits wissenschaftlich erforscht und belegt. Es gibt sogar einen Bundesverband Bürohund. Auf dessen Homepage kann man unter anderem nachlesen, dass das sogenannte „Kuschelhormon“ Oxytocin bei Menschen ausgeschüttet wird, wenn sie einen Hund streicheln. Der Oxytocin-Spiegel soll dann ähnlich hoch sein wie bei Frauen, die gerade entbunden haben. Es leuchtet ein, dass das gut gegen Stress ist.
Niemals schlecht gelaunt zur Arbeit
Ich möchte euch einen kleinen Einblick geben, was es für mich bedeutet, meine Labradorhündin Frida mit zur Arbeit zu nehmen. Frida ist jetzt dreieinhalb Jahre alt und wir haben schon viel gemeinsam erlebt. Auch jobtechnisch sind wir schon viel unterwegs gewesen. Eingestellt wurde sie von mir als Agenturhund und das ist sie aktuell auch wieder. Zwischendurch war sie aber auch schon Kindergärtnerin auf Events und Flüchtlingshelferin. Eines hatten alle Stationen gemeinsam Seitdem Frida mich begleitet, bin ich niemals schlecht gelaunt aus dem Haus gegangen. Negative Stimmung ist schlicht unmöglich, wenn neben dir jemand ein Freudentänzchen aufführt, weil es endlich losgeht.
Den Moment erleben – von Hunden lernen
Es geht nicht darum, „schon wieder nur zur Arbeit“ zu fahren. Vielmehr geht es darum, jetzt etwas gemeinsam zu erleben – egal was. „Gestern“ und „morgen“ interessiert Hunde nicht. Sie leben nur im Hier und Jetzt. Diese Eigenschaft versuche ich, so oft es geht, zu übernehmen, und es ist ein echter Lernprozess. Sie coacht mich jeden Tag.
Je nach Rasse schlafen Hunde rund 18 Stunden am Tag. Frida ebenso und deshalb stört sie bei der eigentlichen Arbeit auch nicht. Aber wenn sie wach ist und das Bedürfnis nach ein einer Streicheleinheit hat, dann holt sie sich diese.
„Eine Deadline für ein Projekt oder eine ultrawichtige Präsentation müssen warten, wenn dich eine feuchte Nase anstupst.“
Ich empfinde das als etwas sehr Angenehmes. Einmal die Gedanken loslassen und die Konzentration runterfahren. Das Kuschelhormon ausschütten und weitermachen. Einfach mal wieder kurz für ein oder zwei Minuten zurück vom Monitor in die Realität. Danach habe ich tatsächlich neue Energie und manchmal auch neue Ideen.
Nur ein Unterschied
Das Schöne an Frida (und an Hunden allgemein) ist, dass sie vollkommen vorurteilsfrei ist. Natürlich bin ich als Bezugsperson in der Regel ihr erster Ansprechpartner für Aufmerksamkeit. Bei allen anderen Menschen bzw. Kollegen macht sie nur einen Unterschied:
Wer ist gut zu mir?
Wenn sie entscheidet, dass jemand gut zu ihr ist, erhält er/sie schnell ihr Vertrauen – bedingungslos! Frida ist es dabei auch vollkommen egal, ob der Kollege für Menschen vielleicht nervig ist, komisch aussieht oder das Telefon immer unendlich lange klingeln lässt. Alle werden gleich behandelt.
Und gut zu ihr zu sein, ist nicht schwierig. Ab und zu ein freundliches Wort, etwas Interesse und ein wenig Beachtung ist alles, was sie erwartet. Dann kommt sie immer mal wieder am Schreibtisch vorbei.
Die tägliche Dosis Frischluft
Eine wesentliche Neuerung in meinem (Arbeits-)Leben habe ich zunächst gescheut. Und vermutlich kennen diese Überlegung alle, die sich überlegen ein Tier anzuschaffen.
Wird es nicht lästig, jeden Tag mit dem Hund rauszumüssen?
Die Frage klingt, als sei das eine anstrengende Pflicht. Das komplette Gegenteil ist jedoch bei mir eingetreten. Früher saß ich manchmal stundenlang am Computer, bevor mir auffiel, dass es schon dunkel wird und ich meinen Stuhl maximal bis zur Kaffeemaschine verlassen hatte. Das geht seit dreieinhalb Jahren natürlich so nicht mehr.
Heute genieße ich es, mittags eine Hunderunde zu drehen. Frische Luft zu tanken, ist wirklich ein Geschenk von Frida an mich. Denn sie zwingt mich dazu, eine echte Pause einzulegen. Ihre Freude davor ist so ansteckend, dass auch das Wetter keine Rolle spielt. Wir gehen mittags einfach immer raus. Es ist zu einem festen Bestandteil meines Arbeitsalltags geworden, den es vor ihr so nicht gab und den ich jetzt nicht mehr missen möchte.
Gesund und gesellig
Ich denke, es ist unbestritten, dass das gut für Körper und Geist ist. Daher könnte Frida also auch mit gutem Gewissen den Titel „Gesundheitsbeauftragte“ tragen. Ich erlebe aber noch ein weiteres Phänomen, das man vermutlich nicht von jemandem erwartet, der nicht sprechen kann.
Frida fördert die Kommunikation. Wenn jemand Lust hat, uns auf einem Spaziergang zu begleiten, ist das eine logische Konsequenz. Natürlich redet man dann über dieses und jenes, beruflich oder privat. Aber auch im Büro kommt immer mal wieder ein Gespräch über sie zustande. Manchmal geschieht das ganz unverbindlich zwischen zwei Kollegen, denen sie im Flur begegnet. Oft stoppen Menschen aber auch schlicht an meinem Schreibtisch. Sie erfreuen sich dann mitunter einfach nur daran, wie friedlich sie schläft oder fordern sie zum Spielen auf. Und nicht selten entsteht daraus auch ein fachlicher Austausch. Das ist natürlich immer dann besonders, wenn es Kolleginnen oder Kollegen sind, mit denen ich sonst eher weniger zu tun habe.
Eine Sache schätze ich besonders an dieser Art der Kontaktvermittlung: Nach einer Interaktion mit Frida ist die Grundstimmung ausnahmslos positiv. Diese gute Laune überträgt sich dann auch auf zu besprechende Themen aus der Arbeitswelt.
Gut fürs Geschäft
Natürlich kann Frida Kunden nichts verkaufen. Dafür wurde sie ja auch nicht eingestellt. Sie kann aber etwas anderes: Sie ist eine Eisbrecherin. Oder etwas romantischer ausgedrückt: Sie öffnet Herzen.
Das Verhältnis zu Kunden oder Besuchern bewegt sich auf einer anderen Ebene, nachdem Frida sie an der Tür mit wedelndem Schwanz empfangen hat. Vermutlich hat das wieder etwas mit dem Kuschelhormon zu tun. Jedenfalls menschelt es anschließend zwischen Geschäftspartnern, auch wenn man sich eigentlich fremd ist. Wenn Leute sie schon kennen, dann habe ich auch erlebt, dass sie sich (vielleicht auch unterbewusst) auf Frida freuen. Meist wird dann erst der Vierbeiner vor dem Zweibeiner begrüßt. Das mag vielleicht unhöflich klingen, ist aber nicht selten die Basis für einen guten Termin.